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Makkaroni-Heini
Im Zoo der Kunst war noch ein Käfig frei – bis jetzt.
Die Realität ist nur ein Schleier über den Dingen; die Kunst hilft, ihn zu lüften und mit dem in Kontakt zu treten, was darunter liegt. Gerade wegen dieser Gabe ist die Freiheit der Kunst ja stets bedroht von fanatischen Puritanern, Mauerbauern, selbsternannten Aufpassern und notorischen Einmischern. Deren vielfältige Bedrückungen wirken sich selbstverständlich auch auf die uns umgebende zeitgenössische Skulptur aus, die leider allzu oft nur noch als repräsentativer Firlefanz am Bau oder unbeholfener Hokuspokus auf Biennalen einher kraucht. Die Kraftlosigkeit wurzelt womöglich schon in den altbackenen Materialien, die verwandt werden – Marmor, Gips, Erz, Bronze, selbst Acryl sind schlaff geworden, haben abgewirtschaftet. Hunderttausend mal wurden sie unterwürfig zu gefälligem Tinnef verbraten. Fast also hätten wir nicht mehr glauben wollen, dass im vergreisten Zoo der Künste noch ein Käfig leer sei. Jetzt aber … nun, ums kurz zu machen: viel zu lange haben wir Nudeln einfach nur gegessen, als Medium der Bildgestaltung aber waren sie jahrhunderte lang sträflich vernachlässigt! Daher gleicht die Heino-Skulptur, die Monika Veidt aus Schönebeck mit all jener Raffinesse und chirurgischen Präzision, derer eine gelernte Friseurmeisterin mittels Geflügelschere fähig ist, der Erstbesteigung der Eiger Nordwand. Um den inzwischen 71-jährigen Sänger („Blau blüht der Enzian“ und „Die schwarze Barbara“), eine Art Leitfossil der deutschen Schlagerkultur, zu konterfeien, verwendete die Hausfrau kiloweise Makkaroni.
Die langen Röhrennudeln klebte sie um ein Grundgerüst, ebenfalls aus Nudeln. Der blonde Schopf des Barden besteht aus langen Fadennudeln. Nachgearbeitet wurde mit erwähnter Geflügelschere, für die unverzichtbare Sonnenbrille aber kamen der Künstlerin ein paar Lasagne-Platten gerade recht. Das fertige Abbild atmet zwar nur scheinbar den schlichten Geist von dilettantischer Unschuld, oberflächlicher Reinheit; und nur offiziell will Monika Veidt ins schnöde Guinness-Buch. Unter diesem Schleier (siehe Einstieg) aber gelingt es ihr, die konventionelle Bildniskunst gezielt zu vulgarisieren, und darüber hinaus ist ihr Werk von jener befreienden Zwecklosigkeit umflort, die jede Kunst umgibt, die ihre größte Aufgabe darin sucht, den Betrachter systematisch zu verunsi… nein? Alles Quatsch? Na gut, mag sein, aber immerhin verweist dieser Makkaroni-Heino auf den schönen und neuen Gedanken, dass Kunst – wenn sie schon sonst nichts bewirkt – wenigstens essbar sein sollte.