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Von weichem Stuhl und harten Fakten
Psychologie heute: Ein nachgiebiger Sessel ist offenbar wichtiger als geahnt!
Die Wissenschaft gleicht einer Auster – kaum spült die Welt ein harmloses Sandkorn hinein, schon wird es von allen Seiten inbrünstig beleckt und belutscht, und was die Auster nach gewissenhaftem Lecken, pedantischem Lutschen wieder zurück in die Welt spuckt, ist oft eine spektakulär geformte Perle. Aufgereiht zu Ketten amüsieren diese Perlen oft mit schnurrigen Einsichten – etwa, dass Alkohol das Kurzzeitgedächtnis stärkt; dass bei homosexuellen Frauen der Ringfinger länger als der Zeigefinger ist; oder dass Männer mit tiefer Stimme schneller befördert werden. Besonders drollig ist der jüngste Einblick: Harte Stühle machen hartherzig, weiche Sessel dagegen milde und teilnahmsvoll, fanden Psychologen von den Universitäten Harvard und Yale heraus. Publiziert wurde dieser Quantensprung in Sachen Stuhlforschung in der aktuellen Ausgabe der renommierten Zeitschrift „Science“. Ihr Aufsatz, so die Wissenschaftler, enttarne zudem, dass wir unseren Tastsinn in bestimmten Körperzonen bislang völlig ignoriert hätten. Damit soll es nun aber endlich vorbei sein, denn: „Die Prägung unseres Verhaltens erfolgt auch durch die Rückseiten unserer Hosen“ zitierte die Süddeutsche Zeitung den Yale-Psychologen John Bargh. Wir begrüßen natürlich jeden Zugewinn an Wissen, fürchten aber, dass die zweckwidrige Nutzung (jetzt, wo die Sache einmal dem profanen Blick des Publikums offenbart wurde) nicht lange auf sich warten lassen wird: Alle, die Grund haben, uns milde und teilnahmsvoll zu stimmen (also Versicherungsvertreter, Volksvertreter, Erben) werden uns fortan pausenlos und überall mit weichen Kissen umstecken und sich gelegentlich diskret an den Rückseiten unserer Hosen reiben (bei wem letzteres zwanghaft wird, den bezeichnet die Wissenschaft übrigens als „Frotteur“). Und was uns noch an der neuen Theorie irritiert, ist, dass die Welt der Rückseiten unserer Hosen und die Welt des Wodka-Tonic sich offenbar antithetisch verhalten – je härter, je mitleidloser der Wodka-Tonic, desto milder und teilnahmsvoller wird der Mensch (liegt vielleicht an den bisher ignorierten Rückseiten unserer Lebern). Um wenigstens im Abspann unseres heutigen Films noch ein, zwei Tröpflein Sinn aus all dem zu destillieren: Erstens – man muss wohl sehr weich sitzen, um über derlei Fragen Forschungen anzustellen; und zweitens – falls Ihnen unsere Schlussfolgerungen widerstreben, mixen Sie sich einen knallharten Wodka-Tonic, fläzen Sie sich in mollige Kissen. Und lesen Sie noch mal von vorne.