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Dresche bei Brahms
Ob Sie es nun glauben oder nicht: Musik gehört zu den besten Dingen im Leben, die nicht mit Käse überbacken sind! Oder wie Gustav Mahler formulierte: „Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.“ Darüber hinaus wird der Musik gern angedichtet, sie säe im Menschen die Saat der Humanität. Ja, sie wirke geradezu wie ein Anästhetikum aufs Lymbische, jenen Ort also, in dem Hirnforscher den letzten Zufluchtsort menschlicher Brutalität wähnen. Insofern kann man die Musik durchaus „Branntwein für die Seele“ nennen. Eine zu verwegene Metapher, meinen Sie? Nun – ähnlich wie der Schnaps, dessen seltsame Doppelnatur den Menschen veranlasst, entweder sich unter Absingen zweifelhaften Liedgutes zu verbrüdern oder mit allen Anzeichen von Entmenschlichung aufeinander einzudreschen, wirkt offensichtlich auch die Musik, zumindest die von Brahms, wie dieser Tage die Chicago Sun-Times berichtet: Während eines Konzerts der Sinfoniker der Stadt lieferten sich zwei Männer in einer Ehrenloge eine Schlägerei. Das Orchester sei gerade beim zweiten Satz der zweiten Sinfonie von Johannes Brahms gewesen, als die Prügelei begann. Konzertbesucher berichteten von „lautem Klatschen“, einer der Kontrahenten habe eine blutende Kopfwunde davongetragen. Star-Dirigent Riccardo Muti habe die beiden mit einem „bösen Blick“ über die Schulter bedacht, die Aufführung aber fortgesetzt. Auslöser sei ein Streit über einen Sitzplatz gewesen. Für uns ein Beweis der Eingangsthese: Musikliebhaber mögen sich für besonders kultiviert halten. Tatsächlich sind sie gerade mal mit einem Fuss außerhalb der Barbarei.