Blau ist das neue Grün

Überschriften-Macher pflegen in der Sommerzeit wenig Pfeile im Köcher zu haben. Schlagzeilen wie: „Schlimmer Verdacht – war Mao Kommunist?“ oder „Bewegung im Vatikan – Jesus soll nun doch heilig gesprochen werden“ sind stumpfe Waffen im Kampf um Aufmerksamkei. Immerhin: „Aus Grün wird Blau“, titelte es kürzlich, denn die Bayerische Polizei bekommt neue Uniformen. Wir erinnern uns: Bundesweit bis zuletzt war die Bayerische Polizei eine Art grün-beiger Tentakel der Staatsanwaltschaften. Besonders die Lederjacke hatte – nicht zuletzt dank des Münchner Tatorts – sich zum Fetisch gemausert. Wir hatten schon Visionen vom neuen Look: Würde ein Laserschwert dazugehören? Würde in eine Art hyperintelligentem Raumanzug eine Fülle neuer Technik eingebaut sein? Etwa einen Faser, den man zwischen Betäubung“ und „Partyspaß“ hin und herschalten kann? Würden – wo man schon dabei ist – die Beamten in Zukunft den Straßenverkehr von Riesenraumschiffen aus dem Orbit kontrollieren? Und würden sie – sozusagen als Verlängerung des neuen Anzugs – telepathische Fähigkeiten haben, sich von Algen ernähren und per Zellteilung vermehren? Ernüchtert waren wir nun nach den ersten Bildern. Die neue Uniform ist … blau, nun gut. Der neue Schnitt ist von zweckfreier Schönheit. Schnitt und Mützen vereinen wie ehedem respektables Aufteten mit der Vermeidung von martialischem Pathos, nur: Eine Schlagzeile ist das nicht! Welche weltgeschichtliche Entwicklung mit Bayerns neuer Uniform angestoßen werden soll – es harrt der Recherche. Aber vielleicht erst im nächsten Sommerloch.

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